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Star Wars und der Fluch des CGI

Natalie Ediger, 2. Dezember 2015· Digitales Lernen

STAR WARS: „Möge die Macht mit dir sein“

In den Monaten nach dem 25. Mai 1977 ging ein Beben durch die globale Kinolandschaft. Es war ein Beben namens STAR WARS.

Die Space-Opera aus der Feder des renommierten Regisseurs George Lucas bot alles, was das Publikum erwartete: Spannung, Drama, Action und sogar einen Schuss Romantik.

Doch wirklich revolutionär war nicht die Handlung des Films. Sie war nur teilweise für den wahnsinnigen Erfolg der Franchise verantwortlich. Beinahe gleich wichtig waren die bahnbrechenden visuellen Effekte.

Ein Feuerwerk an Special Effects

Niemals zuvor hatte man etwas Vergleichbares auf dem Bildschirm bewundern können. Gigantische Sternenzerstörer, hitzige Raumschlachten, fantastische Landschaften weit entfernter Planeten, die berühmten (und zeitweise nervtötenden) humanoiden Roboter … All das und noch viel mehr kumulierte zu einem Feuerwerk der Innovation und war dermassen überzeugend gemacht, dass die Kinobesucher mit offenen Mündern in den Sesseln zurückblieben. Es war keine Überraschung, dass die Teile 2 und 3 der Saga ebenso erfolgreich waren. STAR WARS – eine unendliche Erfolgsgeschichte? Leider nicht …

Ein tiefer Fall

STAR WARS ist längst mehr als bloss eine Reihe von Sci-Fi Filmen. Es ist zu einem Phänomen geworden. Als fester Bestandteil der Popkultur kennt sogar heute, fast vierzig Jahre nach der Uraufführung, praktisch jedes Kind die Helden mit Vor- und Nachnamen. Bei der grenzenlosen Popularität der Serie war es nicht erstaunlich, dass bald Pläne für weitere Filme im Raum standen. Böse Zungen mögen dies mit der bissigen Phrase „Milking the Cash Cow“ kommentieren, doch wir sind nicht hier, um darüber zu werten.

Die drei Prequels, die in den Jahren 1999, 2002 und 2005 erschienen, waren zwar ebenfalls Kassenschlager, doch sie kamen bei Fans und Kritikern grösstenteils schlecht weg. Warum?

Der Fluch des CGI

Drei einfache Buchstaben: CGI. Die Abkürzung steht für Computer Generated Imagery und bezeichnet Filmmaterial, das zur Gänze am Computer entsteht. Was allgemein wenig bekannt ist: In STAR WARS Episode 4 aus dem Jahre 1977 kam tatsächlich eine der ersten dreidimensionalen CGI-Szenen der Filmgeschichte vor. Eine vierzig Sekunden lange Sequenz mit dem Todesstern. Alle anderen Spezialeffekte waren handgemacht und überzeugten dadurch, dass sie nahtlos in die Geschichte integriert worden waren.

Bei den Episoden 1 bis 3 ging man ganz anders an die Sache heran. Vom ersten Augenblick an wird der Zuschauer mit CGI regelrecht bombardiert. Die Szenen sehen zwar fantastisch aus, doch sie sind dermassen zahlreich, überladen und im Fokus des Geschehens, dass die eigentliche Handlung der Filme mehr oder weniger in den Hintergrund rückt.

Illustration STAR WARS

Die Trendwende

Rasch wurde klar, was schief gelaufen war: Man hatte vergessen, dass bei jedem Film die Handlung das Wichtigste ist – Special Effects sind schmückendes Beiwerk, das die Story nicht verbessert, sondern höchstens ausschmückt. Die massenhaften Computeranimationen in den Episoden 1 bis 3 lenkten bloss von der Geschichte ab. Ein Schicksal, welches zahlreiche Filme der 90er- und Nullerjahre teilten.

Heute existiert ein Gegentrend zur CGI-Flut. Vielen Regisseuren wurde bewusst, dass gelungenes CGI eine packende Story niemals ersetzen kann. Und auch ein Zurückbesinnen auf alte, handgemachte Spezialeffekte ist erkennbar. Das hat Klasse, ist charmant und hundertmal schöner anzusehen als sterile Computeranimationen.

Was wäre, wenn … ?

Das Beispiel STAR WARS zeigt perfekt, dass Innovation nicht zwingend Revolution bedeuten muss. Kein einziger STAR WARS Fan wäre traurig gewesen, wenn ein Grossteil der Effekte in den Episoden 1 bis 3 von Hand gemacht gewesen wäre. Ganz im Gegenteil. Und mit dem heutigen Wissen hätten diese Effekte bestimmt noch einiges besser ausgesehen als in den alten drei Teilen. Wer weiss, vielleicht wären die Zuschauer wieder mit offenen Mündern in den Sesseln zurück geblieben? Weil sich Story und Special Effects die Waage gehalten und die Effekte so richtig, richtig gut ausgesehen hätten. So wie im ersten STAR WARS Teil hätten Computeranimationen diese Effekte untermalen und unterstützen können.

Es werden weitere STAR WARS Teile folgen. Wollen wir hoffen, dass die Macher dieses Mal wieder mehr auf Story und überzeugende Spezialeffekte setzen – damit STAR WARS erneut in altem Glanz erstrahlt.

Fazit

Was lernen wir also aus der durchzogenen Erfolgsgeschichte STAR WARS? Eigentlich ist die Aussage simpel: Der Kern einer Idee – im aktuellen Beispiel die Story – darf niemals aus den Augen verloren werden, wenn die Umsetzung erfolgversprechend sein soll. Man spricht auch von der „Essenz“ eines Themas oder einer Idee. Und wir lernen zudem, dass Neuigkeiten (wie CGI bei STAR WARS) super sind, jedoch massvoll und nicht auf Kosten der Essenz eingesetzt werden sollten.

Das sind zwei Punkte, die es zu beachten gilt, wenn am Ende der Strasse der Erfolg winken soll.

Um mit einem Zitat von Meister Yoda zu enden: „Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen.“