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Illustration "Optimale Videolänge für ein Erklärvideo"

Die optimale Länge eines Erklärvideos

Natalie Ediger, 12. Februar 2020· Erklärvideos

Wie lange sollte ein Erklärvideo sein? Die Gretchenfrage. Wenn Sie sich bereits mit Videomarketing befasst haben, ist Ihnen sicherlich auch geläufig, dass kürzere Videos effektiver sind. So zumindest die weit verbreitete Denkweise.  Macht eigentlich Sinn, denn im Zeitalter der Goldfisch Generation können wir uns kaum kaum mehr auf eine Tätigkeit über einen längeren Zeitraum hinweg fokussieren. Daher liest man oft von den magischen 60 Sekunden als ideale Videolänge. Kann man das so pauschalisieren? Und woher kommen diese Behauptungen?

Die Länge eines Videos ist stark verantwortlich für die Aufmerksamkeit des Publikums

Ein Erklärvideo dient dem Zweck komplexe Botschaften sowie die wichtigsten Informationen einer Marke auf leicht verständliche und unterhaltsame Art und Weise zusammenzufassen.  Dabei unterstützt es Unternehmen Leads zu generieren, eine höhere Markenbekanntheit und Conversions zu erlangen. Wenn Sie allerdings nicht die passende Länge für das Erklärvideo bestimmen, so riskieren Sie eine viel schlechtere Interaktion der Zielgruppe und erhalten letztendlich nicht den gewünschten Mehrwert.

Ein Erklärvideo sollte lang genug sein, um die relevantesten Informationen zu vermitteln und die Marke vorzustellen, gleichzeitig aber nicht übermässig ausschweifen oder gar das Publikum mit langweiligen Inhalten bombardieren. Und was genau heisst das jetzt für uns? Wir gehen in diesem Artikel der Frage ein wenig genauer auf den Grund und erläutern wie lange ein perfektes Erklärvideo sein sollte.

Inhaltsverzeichnis

Die optimale Länge eines Erklärvideos – Zahlen lügen nicht

Wir starten ein klein wenig zahlenlastig. Aber nur so lässt sich der Zusammenhang zwischen Content und Engagement Rate bzw. Aufmerksamkeitsspanne nachvollziehen.

Wistia, ein führender Video-Software Konzern hat in einer Recherche das Nutzerverhalten bei etwa  500.000 Videos analysiert. Dabei zeigten sich folgende Erkenntnisse:

  • In den ersten 30 Sekunden sinkt der Zuschaueranteil von 100% auf 70%.  30% der Zuschauer verlieren also das Interesse.

  • Zwischen 30 Sekunden und 120 Sekunden sinkt das Video-Engagement wiederum nur minimal. Heisst also, wenn Sie den Zuschauer für die ersten 30 Sekunden halten konnten, wird er mit hoher Wahrscheinlich das Video bis zur 2. Minute anschauen.

  • Zwischen der 2. und 6. Minute können wir einen drastischen Rückgang verzeichnen: Ganze 50% der Zuschauer verlassen das Video.

  • In der 6. bis 12. Minute erfolgt wiederum nur ein leichter Rückgang der Zuschauerzahl. Für weitere Videolängen wurden keine Analysen mehr durchgeführt.

Statistik von Wistia - Auswertung

Quelle: wistia.com

Andere interessante Daten zum Thema Videomarketing sind im folgenden Zusammengefasst:

  • Die menschliche Aufmerksamkeitsspanne ist auf 8 Sekunden gesunken

  • 33% der Zuschauer beenden ein Video nach 30 Sekunden, 45% nach einer Minute und 60% nach der zweiten Minute. (Ad Age)

  • 50% der Verbraucher sind der Meinung, dass ein Video 60 Sekunden lang sein sollte, während 33% behaupten 1-2 Minuten seien optimal. (Wyzowl)

Die Ergebnisse sind relativ eindeutig und zeigen, dass kürzere Videos generell für eine höhere Interaktion sorgen. Basierend auf den Zahlen, könnte man jetzt davon ausgehen dass jedes Video einfach 60 Sekunden sein sollte, richtig? Hm, jein. Es mag ein guter Richtwert sein und wird auch von vielen Marketern als “Sweet Spot” für die Vermittlung von maximalem Content bei grösstmöglicher Aufmerksamkeit gepriesen. Trotzdem sollten erstmal die Rahmenbedingungen für das Video bestimmt werden.

Entscheidende Faktoren für die Videolänge

Die vorherigen Statistiken zeigen in der Tat dass kürzere Videos besseres Engagement erlangen. Aber bedeutet dies nun, dass wir selbst ein informatives 10 Minuten-Video verzweifelt in unter 120 Sekunden quetschen müssen? Nein!

Wie jeder erfolgreicher Elevator Pitch, muss zwar auch ein Erklärvideo sich kurz und knapp halten. Bevor man aber rigoros am Video rumschnippelt und der Video-Content einem zerrupften Chihuahua gleicht, sollte man einige Basisfragen klären:

  • Was soll das Video bewirken? Möchte ich nur Interesse wecken, Brand awareness schaffen oder ins Detail aufklären?

  • Wer ist die Zielgruppe und wie viel Fachwissen hat sie über ein bestimmtes Thema? Einen detaillierten Post über das Erstellen einer Persona können Sie hier lesen.

  • Wo soll das Video geteilt werden? Nur auf der Webpage, auf den Social Media Kanälen, per Email oder sogar Offline auf einer Veranstaltung?

Wichtig ist es also den Kontext zu berücksichtigen:

Haben Sie ein relativ einfaches Produkt, so ist es vorteilhafter das Video bei etwa 30-60 Sekunden zu halten und somit hohes Engagement und maximale Aufmerksamkeit zu garantieren. Bei einer komplexeren Botschaft sollte man sich auch die notwendige Zeit nehmen, um das Produkt oder die Dienstleistung zu beschreiben. Schliesslich sollte das Video auch einen Mehrwert erbringen. Ein besonders wertvoller Content, der eine Geschichte erzählt und das Publikum emotional anspricht ist bei einem längeren Video absolut unerlässlich.

Vergessen Sie aber nicht, dass Erklärvideos keine ausführlichen Anleitungen sein sollten, sondern eher die wichtigste Botschaft in 1-2 Sätzen zusammenfassen. Bei Bedarf könnte es sich lohnen mehrere Videos zu erstellen und sie auf verschiedenen Landing-Pages zu integrieren. Obwohl also durchschnittlich 60-120 Sekunden für maximales Engagement empfohlen werden, ist es auch wichtig die unterschiedlichen Marketingziele, sowie Distributionskanäle zu berücksichtigen.

Verschiedene Längen für verschiedene Distributionskanäle

Unterschiedliche Plattformen erfordern zum einen spezifische Formate, haben aber auch unterschiedliche Nutzerpräferenzen. Im Folgenden ein Überblick zu unseren empfohlenen Videolängen für bestimmte Kanäle:

Social Media

Generell bevorzugen Social Media Nutzer kürzere Videos – oft auch weil diese mal schnell unterwegs vom Handy abgespielt werden.

Instagram Videos dürfen zwar 60 Sekunden lang sein, laut Hubspot erhalten allerdings Videos von 26 Sekunden die meisten Kommentare. Wir empfehlen daher das Video bei maximal 30 Sekunden zu halten. Auf  Facebook wiederum konnten Videos von 1-Minute Länge das grösste Engagement erlangen. Für Youtube darf man ruhig etwas längere Videos kreieren, denn Youtube User sind bewusst auf der Suche nach Video-Content und sind daher auch bereit mehr Zeit zu investieren. Während die meisten Videos zwischen 4-5 Minuten sind, konnten laut Hubspot Videos mit einer Länge von 2 Minuten am meisten Engagement erzielen.

Webpage und Landingpage

Die Videos für eine Webpage bzw. Landingpage können, je nach Zweck des Videos, sehr unterschiedliche Längen haben. Im Rahmen eines Pre-Launch Marketings  können sie beispielsweise als kurzer 30 Sekunden Teaser für Brand awareness sorgen und Vorfreude aufbauen.

Ein Unternehmensvideo in Form eines Imagefilms kann aber auch, gerade bei komplexeren Dienstleistungen ein wenig mehr ins Details gehen und daher auch etwas länger sein. Hier ist es also wichtig das Ziel und die Zielgruppe zu bestimmen. Von 30 Sekunden bis sogar 6 Minuten ist alles denkbar, solange die Story fesselnd ist und eine emotionale Bindung zum Publikum aufgebaut wird.

Messe

Bei einer Messe kann es laut und chaotisch zugehen. Zusätzlich muss man sich unter allen Konkurrenten durchsetzen. Mit Hilfe eines Videos kann man bereits aus der Ferne Aufmerksamkeit erlangen und das Interesse für die Produkte wecken, bevor die Standmitarbeiter das Gespräch übernehmen. Da immer wieder neue Besucher vorbeischauen, sollte das Video einen schnellen Einstieg von Beginn ermöglichen. Eine Länge eines Erklärvideos von ca. 45-120 Sekunden ist empfehlenswert, um gleichzeitig genug informativen Content zu integrieren.

E-mail

Videos in E-mails sind kraftvolle Tools, um die Öffnungsrate und Click-through-rate zu erhöhen. Laut Neil Patel empfiehlt sich eine Länge von 1 bis 2 Minuten, um maximales Engagement zu gewährleisten.

Erklärung zur perfekten Videolänge anhand von Beispielen wie internen Videos, Videos für Websites und Videos für Social Media

Maximales Engagement bei minimaler Länge – so geht’s

Auch wenn die optimale Länge eines Erklärvideos je nach Informationsbedarf, Branche und Zielgruppe variiert, ist die Tendenz zu kürzeren Videos doch zu empfehlen. So oder so, in den ersten Sekunden zu überzeugen ist das oberste Gebot. Gelingt es Ihnen die Aufmerksamkeit des Publikums von Anfang an zu wecken, so haben Sie gute Chancen, dass der Zuschauer bei einem etwas längeren Video auch noch dranbleibt. Als Beispiel, auf Instagram sind sogar die ersten 3 Sekunden absolut entscheidend.

Spannend, informativ, jedoch kurz und prägnant kann allerdings zu einer grossen Herausforderung werden. Damit Ihrem “Killer-Erklärer” nichts im Wege steht, sollten Sie vor allem auf ein effektives Skript achten. An dieser Stelle erinnern wir nochmals an einige wichtigen Zutaten einer perfekten Skript-Rezeptur:

  1. Machen Sie im ersten Teil auf das Problem aufmerksam, in dem Sie den “Pain Point” des Kunden adressieren. Je nach Produkt, lässt sich dieser Part auf 3-10 Sätze beschränken.

  2. Anschliessend sollte in ca. 2 Sätzen ein möglicher Lösungsansatz für das bestehende Problem betont werden.

  3. Jetzt heisst es “spotlight on!”: Stellen Sie das Produkt in Form eines Elevator Pitches vor und schaffen Sie einen “Aha-Effekt”. Die grosse Herausforderung besteht darin alle relevanten Punkte in nur eine Erklärung zu packen. Achten Sie darauf nicht die Produkt-Features, sondern den individuellen Mehrwert für den Kunden zu betonen, um eine emotionale Bindung zu schaffen.

  4. Integrieren Sie einen “Call-to-Action” für  weiteres Engagement.

Generell gilt die Faustregel, dass 120 Wörter oder 900 Zeichen inklusive Leerschlägen einem 60 Sekunden Video entsprechen, um den Zuschauer nicht zu überfordern und genug Zeit zu geben die Inhalte zu verarbeiten.

Optimale Länge – Ein Beispiel

Natürlich können wir hier viel über die optimale Länge und das Engagement des Publikums sprechen – wir wollen Ihnen aber auch etwas Griffiges geben. Darum hier ein Beispiel für ein Erklärvideo, bei dem die Länge mit dem Nutzen übereinstimmt.

Mit knappen 90 Sekunden ist das Video für Social Media oder als Teaser nicht optimal. Es bietet aber eine solide Basis, um eine verkürzte Version auf Social Media zu nutzen. Dieses Video dient als Aufhänger auf Messen und Websites. Die Zuschauer oder Besucher sind schon interessiert, wenn sie vorbeikommen und werden sich auch die Zeit nehmen. Das Video ist peppig und schnell getaktet, damit das Publikum gebannt wird und schliesst mit klarem Branding ab.

Die optimale Länge eines Erklärvideos: Unser Takeaway

Je kürzer desto besser – und idealerweise 60 Sekunden. Während diese Devise in den meisten Fällen gerade für Erklärvideos Gültigkeit bewahrt, gibt es wie wir erfahren haben auch Ausnahmen. Zielgruppe, Zweck, Branche und Produktkomplexität, sowie die Distributionskanäle müssen vorher genau analysiert werden.

Ein Erklärvideo sollte nicht alle Informationen dieser Welt zusammenfassen, sondern eben eine zentrale Botschaft prägnant und ohne zu viel “drumherum”.  In der heutigen Business Welt haben die Menschen nur sehr wenig Zeit, daher sollte jede Information so knapp und präzise wie möglich formuliert werden. Knapp und präzise, aber eben für das jeweilige Thema angemessen. Und manchmal muss ein Erklärvideo auch mit anderen Medien wie Webdesign oder einer Landingpage unterstützt werden. Sie wünschen sich noch mehr Infos zum Thema Erklärvideos? Dann schauen Sie hier auf unserem ultimativen Erklärvideo-Leitfaden vorbei.